Fachgruppe Umweltpsychologie

Vernetzung und Kommunikation

Die Fachgruppe „Umweltpsychologie“ vernetzt wissenschaftlich Tätige im Fachgebiet, unterstützt den wissenschaftlichen Nachwuchs, fördert die Umsetzung umweltwissenschaftlichen Wissens in der Praxis und setzt sich nicht zuletzt für die Verankerung der Umweltpsychologie in psychologischen Ausbildungscurricula ein.

 

Geschichte und Entwicklung

Die „Fachgruppe Umweltpsychologie“ wurde 1994 auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) in Hamburg gegründet. Mit ihrer Gründung wurde einer Psychologierichtung ein Forum geschaffen, die in den 1970er Jahren aus der Architektur- und Wahrnehmungspsychologie und u.a. aus der Kritik am psychologischen Experiment und an monodisziplinärer Forschung hervorgegangen war. Seit den 1980er Jahren hat sich das Forschungsinteresse – nicht zuletzt aufgrund von Förderinitiativen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – zusehends hin zum Umweltschutz und zur Nachhaltigkeit verlagert. Zunehmend belangreicher werden Themen wie Mensch-Technik- und Mensch-Computer-Interaktion.

Zielsetzung

Zu den Aufgaben der Fachgruppe gehört es, ein Informationsnetzwerk zwischen umweltpsychologisch arbeitenden Kolleginnen und Kollegen aufzubauen mit dem Zweck, Forschungs- und Ausbildungsaktivitäten an den Universitäten zu stärken, sowie die wissenschaftsbasierte Umsetzung umweltpsychologischen Wissens in der Praxis zu fördern.

Der Anwendung umweltpsychologischen Wissens und sozialwissenschaftlicher Methoden auf Probleme (Ressourcenübernutzung, Massenmobilität, lärm-, hitze- und geruchsbedingtem Stress) und Herausforderungen (Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung, Klimaschutz, Einsatz/Gebrauch neuer Technologien, menschgerechtes Bauen von Wohnungen und Nutzgebäuden) moderner Gesellschaften kommt dabei besondere Bedeutung zu. Da umsetzbare Lösungsvorschläge solcher alltagspraktischer Probleme und Herausforderungen nicht allein von der Psychologie ausgehen, bedarf es immer auch des disziplinübergreifenden Arbeitens und der Bereitschaft am Wissen anderer Disziplinen teilzuhaben (z.B. Biologie, Soziologie, Pädagogik, Ökonomie, Geographie, Klima- und Wasserforschung, Medizin, Architektur, Stadt- und Verkehrsplanung, Ingenieurwissenschaften).

Ein zentrales, langfristiges Ziel der Fachgruppe ist die Verbesserung der institutionellen Verankerung der Umweltpsychologie speziell im Masterprogramm deutschsprachiger Universitäten. Deshalb wird der Internationalisierung und Vernetzung der deutschsprachigen Umweltpsychologinnen und -psychologen sowie der Nachwuchsförderung besonderes Gewicht beigemessen.

Mitglieder

Der Fachgruppe gehören derzeit ca. 190 Mitglieder an (Stand: Juni 2023).

Wer Mitglied der Fachgruppe werden möchte, muss zunächst Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychologie werden. Für Fragen zur Mitgliedschaft stehen wir gern zur Verfügung.

Umweltpsycholog:innen untersuchen sowohl Einflüsse der Umwelt auf den Menschen als auch die Beeinflussung der Umwelt durch den Menschen. Bedeutend sind dabei Wahrnehmung, Bewertung und Kommunikation entstehender Wechselwirkungen durch Individuen und Gesellschaft.

Geschichte und Anliegen der Umweltpsychologie

Als Teildisziplin der Psychologie etablierte sich die Umweltpsychologie unter dem Eindruck der aufkommenden Ökologie-Diskussion in den 1960er und 1970er Jahre. Beeinflusst durch die biologische Ökologie, erlangte sie zunächst Bedeutung als umfassende theoretische Perspektive. Zugleich bot sie den Rahmen für die Anwendung psychologischer Wissensbestände und Methoden auf aktuelle gesellschaftliche Probleme wie beispielsweise den Umgang mit bedrohten natürlichen Ressourcen, die Wirkung industriell genutzter oder erzeugter Substanzen oder die angemessene Gestaltung gebauter Umwelten. Die Mitglieder der Fachgruppe befassen sich mit:

  • Umweltwahrnehmung, -beurteilung und -bewertung,
  • Umweltplanung und -gestaltung (auch für definierte Nutzergruppen),
  • raumbezogenes Verhalten und Mobilität,
  • Umweltstressoren (z.B. Lärm, Hitze, Gerüche),
  • soziale Konflikte beim Umgang mit knappen Ressourcen,
  • Umweltbewusstsein und umweltschützendes Verhalten,
  • Vermittlung bei umweltbezogenen Konflikten (Mediation).

Da wir Menschen uns vorwiegend in Umwelten bewegen, die von Menschen gestaltet wurden, überrascht die enge Verknüpfung mit anderen Teildisziplinen der Psychologie nicht (z.B. Architekturpsychologie, Verkehrspsychologie, Organisationspsychologie). Der Bedarf an disziplinübergreifenden Ansätzen zur Bewältigung der globalen Umweltkrise hat darüber hinaus zu Querverbindungen auch mit den umweltbezogenen Teildisziplinen anderer Human- und Sozialwissenschaften geführt (Soziologie, Pädagogik, Ökonomie, Geographie, Medizin).

Umweltpsychologische Zeitschriften

Berufsbild

Wer mehr dazu wissen möchte, was man als Umweltpsycholog:in beruflich macht, findet dazu u.a. ein Job-Portrait bei nachhaltigejobs.de.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Studium und Weiterbildung in Umweltpsychologie.

Studium und Berufsbild

Bis vor einigen Jahren ließ sich das Fach Umweltpsychologie an einigen Universitäten als komplettes Anwendungsfach im Diplomstudiengang Psychologie studieren. Durch die Umstellung auf gestufte Studiengänge (Bolognaprozess) sind umweltpsychologische Themen/Inhalte mittlerweile eher in Form von Modulen bzw. Schwerpunkten im Rahmen eines Bachelor- oder Masterstudiums Psychologie wählbar. Außerdem werden umweltpsychologische Studieninhalte im Rahmen von anderen, z.B. technikorientierten Studiengängen angeboten.

  • An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist es möglich, den Master of Science in Psychologie im Schwerpunkt „Umweltpsychologie/Mensch-Technik-Interaktion“ zu studieren.
  • An der Universität Kassel ist Umweltpsychologie ein Bestandteil der Ausbildung zum Bachelor of Science in Psychologie. Zudem ist Umweltpsychologie dort einer der wählbaren Schwerpunkte im Master-Studiengang Psychologie.
  • An der Universität Koblenz-Landau existiert seit Wintersemester 2016/17 der Bachelor-Studiengang „Mensch und Umwelt: Psychologie, Kommunikation, Ökonomie“, der neben einer grundlegenden Ausbildung der Umweltwissenschaften einen starken Fokus auf die Umweltpsychologie legt.
  • An der Hochschule Darmstadt – University of Applied Sciences ist Umweltpsychologie ein Bestandteil des Bachelorstudiengangs Wirtschaftspsychologie (B.Sc.) sowie des konsekutiven Masterstudiengangs Wirtschaftspsychologie (M.Sc.). Neben ‚klassischen‘ wirtschaftspsychologischen Inhalten bieten beide Studiengänge auch den Schwerpunkt „Umwelt und Nachhaltigkeit“ an.

Die DGPs-Website bietet nähere Informationen zu Studieninhalten und Berufsbildern in der Umweltpsychologie.

Online-Weiterbildungsangebot

Wir empfehlen vor allem Studierenden mit Interesse an umweltpsychologischen Themen und Nachhaltigkeit die Lehrveranstaltung Psychologie des sozial-ökologischen Wandels der Virtuellen Akademie BNE. Die Fachgruppe Umweltpsychologie unterstützte diese Veranstaltungsreihe der Initiative Psychologie im Umweltschutz (IPU e.V.) und wirkte aktiv daran mit.

Preise und Ehrungen

Carl Friedrich Graumann war wohl eines der verdienstvollsten und kreativsten Mitglieder der Fachgruppe Umweltpsychologe. Um ihn zu ehren, findet eine nach ihm benannte Vorlesung (Carl-Friedrich-Graumann-Lecture) im Rahmen der Fachgruppentagung statt.

Außerdem ist der von Ernst Dieter Lantermann gespendete Preis für Umweltpsychologie nach ihm benannt. Mit dem Carl-Friedrich-Graumann-Preis (Preisgeld: € 500,–) werden wissenschaftliche Nachwuchsarbeiten ausgezeichnet, die auch einem fachfremden Publikum die Relevanz psychologischer Konzepte zur Erklärung von Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen verdeutlichen. Der Carl-Friedrich-Graumann-Preis für Umweltpsychologie wird im Rahmen der DGPs Tagung übergeben.

 

2021

Florian Kaiser
Otto-von-Guericke University, Magdeburg, Deutschland
Protecting the environment for its own sake against all odds
Im Rahmen der International Conference on Environmental Psychology in Siracusa, Italien


2019

Gisela Böhm
University of Bergen, Norwegen
The emotional side of risk – a dual process model of environmental behaviour
Im Rahmen der International Conference on Environmental Psychology in Plymouth, UK


2017

Immo Fritsche
Universität Leipzig, Deutschland
Title: Collective Problems Require Collective Answers: A Social Identity Model of Pro-Environmental Action
Im Rahmen der International Conference on Environmental Psychology in A Coruña, Spanien


Bis 2015 fand die C.F. Graumann-Vorlesung jeweils an der Tagung der Fachgruppe Umweltpsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie statt:

2015

Thomas Dietz and Linda Steg     
Michigan State University, East Lansing, USA; University of Groningen, Groningen, The Netherlands
Title: New avenues for environmental psychology     


2013

Barbara B. Brown    
University of Utah, Salt Lake City, USA     
Title: Design, Policy, and Psychology for Walking: No one Walks—or Benefits—Alone      


2011

Robert Cialdini     
Arizona State University, Phoenix, USA     
Title: Norms-based Messaging: An Untapped Power Source for Environmental Action     


2009

Paul Slovic    
University of Oregon, USA     
Titel: Risk as Analysis and Risk as Feeling: Seeking Environmental Sensitivity in a World of Data    


2007

P. Wesley Schultz    
California State University, San Marcos, USA     
Titel: Environmental Concern as Implicit Social Cognition

2020

Kaya Broszeit 
Ausgezeichnet für ihre Bachelorarbeit „Zusammenhang von kollektiver Wirksamkeit und umweltschützendem Verhalten - Eine Metaanalyse“


2018

Lisa Oswald, Universität Kassel
Ausgezeichnet für ihre Bachelorarbeit „Wer sich bewegt, bewegt was. Der Zusammenhang zwischen Sport, Naturerleben, Volition und Umweltverhalten“


2015

Alexandra Kibbe, Universität Magdeburg
Ausgezeichnet für ihren Zeitschriftenartikel (zusammen mit Franz Bogner und Florian Kaiser) „Exploitative vs. appreciative use of nature – Two interpretations of utilization and their relevance for environmental education“


2013

Anja Franzen, Paris-Lodron Universität Salzburg    
Ausgezeichnet für ihre Bachelorarbeit „Navi denkt, FahrerIn lenkt: Aktive vs. semi-passive Ortserfahrung beim Autofahren“


2011

Dörte Martens, Eidg. Forschungsanstalt WSL    
Ausgezeichnet für ihren Zeitschriftenartikel (zusammen mit Heinz Gutscher und Nicole Bauer) „Walking in “wild” and “tended” urban forests: The impact on psychological well-being“    


2009

Katrin Häfner, Friedrich- Schiller-Universität Jena
Ausgezeichnet für ihre Diplomarbeit „Die Auswirkung von existentieller Bedrohung auf Umweltschutzmotivation“     

Sonja Haustein, Ruhr-Universität Bochum     
Ausgezeichnet für ihre Dissertation „Personale Determinanten des Mobilitätsverhaltens und der mobilitätsbezogenen Umweltwirkungen“    


2007

Nina Schwarz, Universität Kassel, Center for Environmental Systems Research
Ausgezeichnet für ihre Dissertation „Umweltinnovationen und Lebensstile. Eine raumbezogene, empirisch fundierte Multi-Agenten-Simulation“         


2004

Sylvia Harms, Universität Zürich, Psychologisches Institut    
Ausgezeichnet für ihre Dissertation „Vom Routinehandeln zur bewusst-rationalen Wahl zwischen Mobilitätsalternativen: Wann steigen Autobesitzende auf das Car Sharing um?“    


2002

Immo Fritsche, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Psychologie
Ausgezeichnet für seine Dissertation „Die Verhaltensrelevanz von Rechenschaftslegung. Experimentelle Testung der Neutralisationstheorie im Kontext umweltschädigenden Verhaltens“    


2001

Robert Tobias, Universität Zürich, Psychologisches Institut    
Ausgezeichnet für seine Lizentiatsarbeit „Freiwillig mitmachen beim Langsamfahren? Empirische Untersuchung eines anwendungsorientierten Simulationsmodells kollektiver Aktionen“    


2000

Marcel Hunecke, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Psychologie
Ausgezeichnet für seine Dissertation „Ökologische Verantwortung, Lebensstile und Umweltverhalten“

Ansprechpersonen

Sprecherin

Prof. Dr. Ellen Matthies
Otto-von-Guericke Universität Magdeburg

Jungmitgliedervertreter

Maximilian Adler
Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Persönlichkeits- und Sozialpsychologie


Leonard Puderbach
Institut für Psychologie, Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz