Studium: Methoden, Evaluation, Statistik

Was lernen Studierende im Fach Methoden und Evaluation?

Im Fach Methoden und Evaluation lernen Studierende, wie man psychologische Untersuchungen plant, durchführt und auswertet. Des Weiteren lernen sie die Güte psychologischer Untersuchungen zu beurteilen und einzuschätzen, welche Schlussfolgerungen man aus einer Untersuchung ziehen kann und welche nicht.

Wofür braucht man das Gelernte im späteren Berufsalltag?

Wissen über Methoden und Evaluation benötigt man an vielen Stellen im späteren Berufsalltag.
Umfassende Kenntnisse in Untersuchungsplanung und Auswertung werden zum Beispiel bei der Evaluation von Maßnahmen benötigt; wenn etwa die Wirksamkeit einer neuen Therapie oder der Effekt einer Personalentwicklungsmaßnahme überprüft werden soll. Nur für gut geplante, gut durchgeführte und korrekt ausgewertete Studien ist es möglich, sinnvolle und belastbare Aussagen über die Wirksamkeit einer Maßnahme zu treffen. In der Praxis wird in der Regel gefordert, dass die Wirksamkeit einer Maßnahme nachgewiesen ist, bevor diese regulär eingesetzt und finanziert wird.
Statistische Kenntnisse werden auch bei der Diagnostik benötigt, bei der es darum geht, Merkmale von Personen zu messen und die Genauigkeit der Messung einzuschätzen.

Dies spielt zum Beispiel in der Personalauswahl eine Rolle, wo Kompetenzen, Motivation und Einstellungen von Bewerber*innen gemessen werden sollen. Andere Beispiele sind die Messung von Kompetenzen in der Schulpsychologie oder von psychischen Störungen in der Klinischen Psychologie.

Kenntnisse in Methoden und Evaluation werden zudem in allen Bereichen der psychologischen Forschung benötigt. Diese kann an Universitäten stattfinden, aber auch in der Wirtschaft (z.B. Marktforschung) oder in staatlichen, politiknahen Institutionen. In der Forschung werden neue Erkenntnisse gewonnen, die Grundlage für die spätere Handlungspraxis und für politische Entscheidungen sind. Dabei muss sichergestellt werden, dass die Untersuchungen Qualitätsstandards entsprechen und die Ergebnisse daraus belastbar sind. Aber auch für praktisch arbeitende Psycholog*innen sind Kenntnisse in Methoden und Evaluation wichtig, um die Aussagekraft von Studienergebnissen einschätzen und die passenden Verfahren für die eigene Tätigkeit auswählen zu können.

Was sind die aktuellen Hot Topics des Faches? Woran wird derzeit geforscht?

Ein aktuelles Forschungsthema im Fach Methoden und Evaluation ist der Umgang mit Big Data, d.h. großen Datenmengen, wie sie zum Beispiel beim loggen von Aktivitäten im Internet entstehen. Das Ziel ist die große Datenmenge zu nutzen, um sinnvolle Aussagen über Personen oder Zusammenhänge zu treffen.

Die Psychologie bringt hier im Besonderen ihr profundes theoretisches Wissen als Stärke ein. Durch die Verbesserung der Rechenkapazitäten in den letzten Jahrzehnten sind neue Möglichkeiten entstanden, hoch rechenaufwendige statistische Verfahren einzusetzen. Insbesondere die sogenannte bayesianische Statistik gewinnt hierbei an Bedeutung. Die Entwicklung und Optimierung von Algorithmen und die Anwendbarkeit der Verfahren werden derzeit erforscht.

Ein weiteres Hot Topic mit methodischem Schwerpunkt, welches aber durchaus die gesamte psychologische Forschung betrifft, ist die Frage der Replizierbarkeit von Befunden. Hierbei geht es um eine erneute Durchführung eines Experiments, um zu prüfen, ob sich ein Befund wiederholt zeigt, also replizierbar ist. Tatsächlich existierende psychologische Phänomene müssen sich in experimentellen Untersuchungen immer wieder zeigen. Fragen der Replizierbarkeit sind in den letzten Jahren wieder stärker in den Fokus gerückt und finden auch in der Open Science Initiative, bei der Forscher*innen Daten und Untersuchungsmaterialien öffentlich zugänglich machen, Widerhall. Die Methodenlehre entwickelt Methoden, mit denen zum einen Replikationsstudien geplant werden und zum anderen Befunde aus veröffentlichten und nicht veröffentlichten Studien integriert werden können.

Warum haben Sie persönlich sich für dieses Fach entschieden? Was fasziniert Sie?

Steffi Pohl, Professorin für Methoden, Evaluation und Qualitätssicherung an der Freien Universität Berlin: „Ich habe mich für das Fach Psychologie entschieden, weil ich mich für menschliches Verhalten und Einflussfaktoren für menschliches Verhalten interessiere. Im Studium habe ich meine Freude an der Methodenlehre entdeckt. Ich mag es logisch zu denken und Probleme zu lösen. Spannend an der Methodenlehre finde ich, dass sie maßgeblich dazu beiträgt, dass aus Untersuchungen neue psychologische Erkenntnisse gewonnen werden können.“

Fridtjof Nußbeck, Professor für Methoden für Intensive Daten in der Psychologie, Universität Konstanz: „Mich fasziniert die Beschreibung von Unterschieden zwischen Menschen und wie ganz unterschiedliche Merkmale von Menschen zusammenhängen können.
Wie sich menschliche Interaktionen sowohl sehr kurzfristig entwickeln aber auch, ob Interaktionsmuster sich über die Zeit verändern und vor allem, wie wir dies sinnvoll messen und schätzen können.“