Frequently Asked Questions
Die sich verschärfende Klimakrise erfordert eine sozial-ökologische Transformation für nachhaltige Entwicklung. Die Interessengruppe "Mensch, Klima, Nachhaltigkeit" in der Psychologie wurde gegründet, um den Beitrag der Psychologie in diesem Prozess sichtbar zu machen. Sie bündelt die Perspektiven verschiedener psychologischer Fachrichtungen auf die Klimakrise und die damit verbundenen Transformationsherausforderungen. Diese psychologischen Perspektiven sollen in inter- und transdisziplinären Kontexten nutzbar gemacht werden und den Faktor "Mensch" und seine Einflussmöglichkeiten innerhalb der sozial-ökologischen Transformation verdeutlichen . Sie verfolgt sowohl eine interne Wirkung in die Psychologie als auch eine externe Wirkung in die Gesellschaft. Ihre Aktivitäten umfassen das Bereitstellen psychologischer Expertise, die Kommunikation des Wissens in öffentliche und politische Debatten, die Stärkung des Bewusstseins innerhalb psychologischer Verbände, die Förderung neuer Forschungsprojekte sowie die Etablierung neuer Lehrveranstaltungen zur Psychologie in der Klimakrise.
Ob die Transformation zu einer klimafreundlichen Gesellschaft gelingt, hängt nicht nur von der Verfügbarkeit klimagerechter Technologien ab, sondern auch zu einem großen Teil auch vom Verständnis der beteiligten psychologischen Prozesse. So stellt die Psychologie z.B. viel Wissen über die Beweggründe individuellen und kollektiven klimaschützenden Verhaltens im Alltag bereit. Darüber hinaus leistet die Disziplin unter anderem weitere wichtige Einsichten zu:
- Übertragbarkeit gesundheitspsychologischer Interventionsansätzen zu Verhaltensänderung auf den ökologischen Kontext
- Prozessen der politischen Beteiligung, wie die Akzeptanz von Umweltpolitikmaßnahmen
- Erfolgsfaktoren nachhaltiger Transformation innerhalb von Organisationen unter Einbezug von Mitarbeitenden oder Entscheidungsträgerinnen
- Umgang mit psychologischen Herausforderungen der Klimakrise (z.B. Öko-/oder Klimaangst)
Einen ausführlicheren Blick auf die vielfältigen Beiträge der Psychologie zur Klimakrise liefert dieser Artikel: https://econtent.hogrefe.com/doi/10.1026/0033-3042/a000673
Obwohl viele Menschen nachhaltiger leben möchten, gibt es verschiedene psychologische und soziale Barrieren, die dies verhindern. Umweltpsychologische Forschung zeigt, dass mangelndes Wissen über umweltfreundliche Handlungsweisen eine Rolle spielt. Oft wissen Menschen nicht genau, wie sie ihr Verhalten ändern können[1]. Zudem spielt die „Intention-Behavior Gap“ eine große Rolle: Gute Absichten führen nicht immer zu nachhaltigem Verhalten. Dies kann durch alltägliche Routinen, Bequemlichkeit und den Mangel an unmittelbarer Belohnung für nachhaltige Handlungen verursacht werden[2]. Soziale Normen und der Druck, sich konform zu verhalten, beeinflussen ebenfalls das Verhalten. Wenn das Umfeld nicht nachhaltig handelt, wird es schwieriger, selbst nachhaltige Entscheidungen zu treffen[3] Schließlich können emotionale und kognitive Dissonanzen auftreten, wenn Menschen erkennen, dass ihr Verhalten nicht mit ihren Werten übereinstimmt, was zu einem Gefühl der Machtlosigkeit führen kann[4]. Diese Barrieren erklären, warum nachhaltiges Verhalten oft nicht umgesetzt wird, obwohl der Wunsch dazu besteht.
[1] Kollmuss, A., & Agyeman, J. (2002). Mind the gap: why do people act environmentally and what are the barriers to pro-environmental behavior?. Environmental education research, 8(3), 239-260.
[2] Gifford, R. (2011). The dragons of inaction: psychological barriers that limit climate change mitigation and adaptation. American psychologist, 66(4), 290.
[3] Cialdini, R. B., Reno, R. R., & Kallgren, C. A. (1990). A focus theory of normative conduct: Recycling the concept of norms to reduce littering in public places. Journal of personality and social psychology, 58(6), 1015.
[4] Festinger, L. (1957). A theory of cognitive dissonance. Stanford University Press.
Auf den Klimawandel bezogene Angst betrifft nicht nur Personen, die aktuell bereits von den Folgen globaler Erwärmung betroffen sind. Klimaangst kann von jedem empfunden werden und die Stärke der Angst hängt u.a. vom Alter, der Persönlichkeit und den Einstellungen gegenüber der Umwelt ab. Verschiedene Strategien können dabei helfen, mit Klimaangst umzugehen:
- Wissenschaftliche fundierte Informationen suchen, um ein besseres Verständnis über die Folgen des Klimawandels zu erlangen und eigene sowie gesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten besser zu verstehen
- Eigenes Engagement für eine Abmilderung des Klimawandels im alltäglichen Verhalten, in Umweltschutzorganisationen, im Klima-Aktivismus, in Gemeinschaften oder in der Politik, um aktiv zum Klimaschutz beizutragen
- Sich auf die eigene psychische Gesundheit konzentrieren, indem der Konsum negativer Informationen zeitweise eingeschränkt wird und gezielt positive Beispiele für erfolgreichen Klimaschutz gesucht werden, die eigene mentale Gesundheit priorisiert wird und ggf. auch professionelle Unterstützung wie eine Therapie in Anspruch genommen wird
Menschen müssen sich auf verschiedenen Ebenen an eine durch den Klimawandel veränderte Welt anpassen. Auf einer geographischen Ebene muss die Reaktion auf Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Erdbeben und Brände besser vorbereitet werden und Personen für diese Gefahren und den richtigen Umgang damit sensibilisiert werden. Darüber hinaus müssen das Management von Landwirtschaft und Wasserressourcen angepasst werden, um die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser sicherzustellen. Hierzu gehören u.a. neue Anbautechnologien oder Wassersparmaßnahmen. Weiterhin müssen Gesundheitssysteme darauf vorbereitet werden, bei Gesundheitsrisiken wie Hitzewellen oder sich verbreitenden Krankheiten Hilfe leisten zu können. Neben diesen Anpassungen ist aber auch aktiver Klimaschutz und eine Wiederherstellung von Ökosystemen notwendig, um weitere Folgen des Klimawandels zu reduzieren. Hier spielt auch die Politik eine wichtige Rolle, um gezielt über Folgen und Anpassungsmöglichkeiten an den Klimawandel aufzuklären, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen Anreize für nachhaltige Praktiken zu schaffen und Ressourcen für die Entwicklung und den Einsatz technologischer Innovationen (z.B. erneuerbare Energien) zur Verfügung zu stellen.