Psychiatrie, Psychotherapie, Psychologie

Drei Berufsbilder, drei verschiedene Ausbildungswege

Psychiatrie, Psychotherapie und Psychologie werden in der Alltagssprache oft verwechselt, obwohl es sich um sehr unterschiedliche Berufsbilder handelt. Um die Sache noch komplizierter zu machen, kann man zusätzlich zwischen ärztlichen Psychotherapeut*innen, Fachärzt*innen für Psychiatrie und Psychotherapie und Psychologischen Psychotherapeut*innen unterscheiden. Aber der Reihe nach: Alle drei Berufsbezeichnungen leiten sich vom altgriechischen Wort psyché (ψυχή) ab, was mit „Seele“ oder „Gemüt“ übersetzt werden kann. In der Tat befassen sich die drei Berufe mit dem menschlichen Seelenleben, allerdings aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Psychotherapeut*in

Psychotherapeut*innen (von altgriechisch therapeia θεραπεία; „Dienst, Pflege, Heilung“) arbeiten hingegen gemeinsam mit ihren Patient:innen durch Gespräche und/oder Verhaltens- und Wahrnehmungsübungen an einer seelischen Erkrankung. Sie üben, ebenso wie die Psychiater*innen, einen heilkundlichen Beruf aus, manchmal auch im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Forschungen. Psychotherapeut*innen haben oft Psychologie studiert und sich anschließend zu Psychologischen Psychotherapeut*innen weitergebildet. Es gibt aber auch Ärzt*innen, die sich entschließen, hauptsächlich psychotherapeutisch zu arbeiten und eine entsprechende Weiterbildung absolvieren. Unsere Person mit Wahnvorstellungen kann, neben der medikamentösen Behandlung bei der Psychiaterin, bei einer Psychotherapeutin in Behandlung sein und dort z.B. Realitätschecks, ein besseres Stressmanagement und einen adäquaten Umgang mit der Medikation und ihren Nebenwirkungen sowie den sozialen Folgen der Erkrankung erlernen.

Psycholog*in

Psycholog*innen hingegen (von altgriechisch lógos λόγος; soviel wie „Lehre“) arbeiten nach dem Abschluss des Psychologie-Studiums nicht in jedem Berufsfeld heilkundlich. Sie sind gewissermaßen Experten für das menschliche Seelenleben im Allgemeinen und nicht für seelische Erkrankungen im Speziellen. Sie unterstützen und beraten Menschen in vielen verschiedenen Branchen wie zum Beispiel dem Arbeits- und Gesundheitsschutz, dem Personalwesen oder dem Bildungsbereich. Außerdem forschen und lehren sie an Universitäten. Unsere inzwischen psychiatrisch und psychotherapeutisch behandelte Person kann z.B. beim Bewerbungsgespräch, in der Schule, bei einer Fahreignungsuntersuchung, in einer Beratungsstelle, bei einer Schulung am Arbeitsplatz oder in einem Seminar an der Universität Psycholog*innen begegnen.

Psychiater*in

Psychiater*innen sind, wie schon der altgriechische Wortstamm iatrós (ἰατρός; „Arzt“) nahelegt, Mediziner*innen. Sie haben ein Medizinstudium abgeschlossen und sich anschließend zu „Fachärzt*innen für Psychiatrie und Psychotherapie“ weitergebildet. In der Praxis behandeln oder erforschen Psychiater*innen seelische Erkrankungen im Zusammenhang mit körperlichen Faktoren. Anders als Psycholog*innen oder Psychologische Psychotherapeut*innen verschreiben sie auch Medikamente und führen körperliche Untersuchungen durch. Eine Person, die an Wahnvorstellungen leidet, kann zum Beispiel beim einer/einem Psychiater*in in Behandlung sein, um Medikamente gegen die Symptome verschrieben zu bekommen und zu überprüfen, ob sie richtig wirken und verträglich sind.