Die Wirtschaft ist ein weiterer großer Arbeitssektor für Psycholog*innen. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten reichen von Tätigkeiten im Arbeits- und Gesundheitsschutz, über Personalauswahl und -entwicklung, Marktforschung und Human Factors bis hin zur Organisationsberatung.
Psycholog*innen arbeiten vermehrt im Arbeits- und Gesundheitsschutz in größeren Unternehmen, für Kranken- oder Rentenversicherungen, oder in Bundesministerien. Sie werden eingesetzt, um Gefährdungsbeurteilungen, Belastungs- und Beanspruchungsanalysen für neu eingerichtete und bestehende Arbeitsplätze durchzuführen und um bei Fragen der Arbeitsgestaltung und Ergonomie beratend zu unterstützen. Aber auch im großen Bereich der Gesundheitsprävention, der betrieblichen Gesundheitsförderung (Stress, Erschöpfung, Burnout) und des Gesundheitsmanagements sind Psycholog*innen an der Planung und Umsetzung von betrieblichen Interventionen beteiligt.
Psycholog*innen im Personalwesen arbeiten in mittleren bis großen Unternehmen. Dort können sie zum Beispiel in der strategischen und operativen Personalentwicklung eingesetzt werden. Sie führen Mitarbeiterbefragungen durch (z.B. durch 360° Feedback), planen und evaluieren Mitarbeiterschulungen und –trainings, beraten das Management in Personalfragen und wählen Mitarbeiter*innen mit Hilfe von Assessment Centern aus. Sie sind Expert*innen für die optimale Passung von Arbeitnehmer und Arbeitsplatz, gestalten die Unternehmenskultur mit und stehen Arbeitnehmer*innen wie Arbeitgeber*innen beratend zur Seite.
In der Organisationsberatung werden Psycholog*innen in den verschiedensten Einsatzbereichen tätig. Sie begleiten Veränderungsprozesse innerhalb von Organisationen, unterstützen die Strategieentwicklung oder die Entwicklung und Durchführung von Assessment Centern bei der Personalauswahl. Aber auch diverse Seminare und Trainings zu Themen wie Führung, Umgang mit Konflikten, Gesprächsführung, Teamentwicklung oder Zeit- und Selbstmanagement sind Bestandteil der Organisationsberatung. Organisationsberater*innen arbeiten aber nicht nur mit Personengruppen. Zum Beispiel im Rahmen von Führungskräftecoachings oder Karriereberatungen arbeiten sie auch direkt mit Einzelpersonen zusammen.
Psycholog*innen mit dieser Expertise wenden ihr Wissen aus der Kognitions- und Ingenieurpsychologie an, um die Schnittstellen zwischen dem Menschen und elektronischen oder technischen Geräten zu gestalten. Ihr Einsatzbereich ist oftmals in Beratungsunternehmen, die zum Beispiel von großen Firmen beauftragt werden, neue Websites, Apps oder generell elektronische Schnittstellen zu entwickeln. Psycholog*innen arbeiten eng mit den Designern und Entwicklern zusammen. Sie testen die Benutzerfreundlichkeit der technischen Lösungen und geben Gestaltungsempfehlungen an die Entwickler weiter.
Viele User Experience Expert*innen arbeiten auch in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in der Industrie gemeinsam mit Entwicklern an der Gestaltung der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, z.B. wenn in Automobilkonzernen, neue Navigations- oder Assistenzsysteme für das Auto entwickelt werden.
Marktforschungsunternehmen bieten eine Reihe von Dienstleistungen rund um die Analyse und Aufbereitung von Daten und – darauf aufbauend – Beratung für ihre Kund*innen an. Oft geht es dabei um Fragen wie die Zufriedenheit mit Produkten und Dienstleistungen, eine Analyse typischer Kund*innen, Präferenzen bei der Preisgestaltung oder Verbesserungsmöglichkeiten des Produktangebots.
Psycholog*innen können in allen Bereichen eines Markforschungsprojekts eingesetzt werden, sei es bei der Ausarbeitung der Fragestellung spezieller Kund*innen, der Datenerhebung und -auswertung oder der Ergebnispräsentation und Ableitung von Handlungsempfehlungen. Psychologie-Absolvent*innen sind gern gesehene Mitarbeiter*innen bei Marktforschungsunternehmen, da sie für viele der Anforderungen bereits gute Voraussetzungen aus dem Studium mitbringen. So genießen sie z.B. in der Regel eine hervorragende Statistik-Ausbildung und haben bereits tiefergehende Erfahrung im Umgang mit empirischen Daten. Auch das über Statistik hinausgehende Methodenwissen ist in der Marktforschung sehr von Vorteil. Zudem sind Psychologieabsolvent*innen typischerweise sehr kompetent darin, sich aktuelle Best Practices in der Fachliteratur anzulesen und zu beurteilen.