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Koalitionsverhandlungen: Forderungen aus Sicht der Psychologie

Vorstand Pressemitteilung Stellungnahme

Berlin, 3.11.2021. Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und der Fakultätentag Psychologie (FTPs) möchten auf folgende dringend erforderliche Änderungen in Gesetzen, Verordnungen und Forschungsförderung hinweisen, die im gemeinsamen Regierungsprogramm Berücksichtigung finden sollten:

1. Mehr Psychologie an Schulen

Von Schulen wird heute erwartet, dass sie vielfältige Aufgaben rund um die Entwicklung und Bildung von Schüler:innen wahrnehmen. Sowohl Schüler:innen als auch Lehrkräfte würden in viel-facher Hinsicht von psychologischem Wissen, beispielsweise über das Entstehen und Kontrollieren von Emotionen, effizientes Lernen, soziale Konflikte, Diskriminierung und Mobbing, profitieren. Der Bund sollte sich daher gemeinsam mit den Ländern dafür einsetzen, Lehrkräfte psychologisch zu schulen, Psychologie als Schulfach mit eigener Fachdidaktik zu etablieren und Schulpsycholog:innen im System Schule mit der Leitung interdisziplinärer Teams sowie bei Weiterbildungen zu psychologischen Themen fest zu verankern.

Die ausführliche Forderung kann hier abgerufen werden (pdf-Datei zum Download).

2. Psychische Belastungen von Arbeitnehmer:innen in den Fokus stellen: Änderung des Arbeitssicherheitsgesetzes

Psychische Belastungen spielen in der Arbeitswelt eine immer größere Rolle. Betriebsärzt:innen und Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind – auch aus ihrer eigenen Sicht, wie Studien zeigen – für die Beurteilung psychischer Belastungen nicht ausreichend qualifiziert. Das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) aus dem Jahr 1973 und die DGUV Vorschrift 2 sollten so angepasst werden, dass auch Arbeits- und Organisationpsycholog:innen und andere Berufsgruppen, die über entsprechende Kompetenzen zur Beratung der Betriebe bei der sicheren und gesunden Gestaltung der Arbeitsplätze und Gefährdungsbeurteilung (psychischer) Belastungen verfügen, offiziell als Berater der Betriebe im Rahmen der Einsatzzeiten der Grundbetreuung der DGUV Vorschrift 2 tätig werden können.
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3.    Schaffung eines digitalen Kinder- und Jugendlichenpanels: Verbesserung der Versorgungsqualität

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie schlecht Deutschland aufgestellt ist, wenn es darum geht, das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen abzubilden. Hier gilt es umzusteuern: mit Hilfe eines digitalen Panels muss zukünftig Kindern, Jugendlichen und ihren Bezugspersonen ein Sprachrohr gegeben werden, um in Echtzeit und im Kontext ihrer Lebenswelten die psychische Gesundheit zu erfassen. Für die Versorgungsqualität sind diese Daten unerlässlich. Die zukünftige Regierungskoalition sollte daher die Einrichtung eines digitalen Kinder- und Jugendlichenpanels verbindlich in das gemeinsame Regierungsprogramm aufnehmen.
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4.    Qualität Psychologischer Dienstleistungen sichern: Berufsbezeichnung „Psychologin“, „Psychologe“ schützen

Es sollte ein Gesetz geschaffen werden, das den Beruf des Psychologen/der Psychologin schützt. Das mittlerweile unüberschaubare Feld der Vielzahl an Angeboten „psychologischer“ Dienstleistungen kann von Hilfesuchenden kaum noch beurteilt werden, da es an Kriterien für die Beurteilung der Qualität mangelt. Ein Schutz der Verbraucher:innen, die psychologische Dienstleistungen in Anspruch nehmen, ist daher dringend notwendig, und kann nur über ein Gesetz, das zumindest den Titel schützt, erreicht werden.
Die ausführliche Forderung kann hier abgerufen werden (pdf-Datei zum Download).

5.    Forschungsförderung zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Extremismus strategisch neu ausrichten: Vernetzung von Wissenschaft und Praxis

Die zukünftigen Koalitionsparteien planen, entschlossen gegen Antisemitismus, Rassismus, Rechtsextremismus, Islamismus, Linksextremismus, Queer-Feindlichkeit und jede andere Form der Menschenfeindlichkeit vorgehen. Zwar existiert bereits eine Vielzahl von Präventions- und Interventionsmaßnahmen in der Praxis, jedoch sind diese in der Regel nicht durch Strukturen vernetzt und nehmen nur wenig Bezug zu den fachwissenschaftlichen Erkenntnissen der Psychologie und anderer Sozialwissenschaften. Der Bund sollte sich daher gemeinsam mit den Ländern dafür einsetzen, die Forschungsförderung zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Extremismus strategisch neu auszurichten. Der Etat zur Bekämpfung von Menschenfeindlichkeit und Extremismus sollte deutlich erhöht werden, und es sollten interdisziplinäre Zentren an den Universitäten zu den Themen etabliert werden.
Die ausführliche Forderung kann hier abgerufen werden (pdf-Datei zum Download).

Kontakt bei Rückfragen:

Prof. Dr. Markus Bühner
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie
Department Psychologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
E-Mail: buehner@lmu.de

Prof. Dr. Conny Herbert Antoni
Vorsitzender des Fakultätentages Psychologie
Professor für Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie
Universität Trier
Tel.: +49 651 201 2030
E-Mail: antoni@uni-trier.de

Pressekontakt:

Dr. Anne Klostermann
Pressestelle DGPs
Tel.: 030 28047718
E-Mail: pressestelle@dgps.de