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Stellungnahme: BMBF-Mittel für die Forschung im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften gekürzt

Stellungnahme

Kürzungen der BMBF-Mittel für die Forschung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie und zu Rechtsextremismus und Rassismus

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat in den vergangenen Tagen die Förderung mehrerer beantragter Forschungsprojekte im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften mit Verweis auf die aktuell schwierige Haushaltslage gekürzt oder sogar trotz einer umfassenden Prüfung und Begutachtung kurzfristig abgesagt. Dies betrifft vor allem Forschung zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und zu Rechtsextremismus und Rassismus – Themen also, zu denen die Psychologie wichtige Beiträge zu leisten hat und die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung als besonders relevant ausgewiesen sind.

Besonders hart und nicht nachvollziehbar ist die Absage einer von sechs Nachwuchsgruppen im Rahmen der Rechtsextremismus- und Rassismusforschung, die aus der Psychologie stammt. Diese Nachwuchsgruppe wurde positiv evaluiert, die Gutachterinnen und Gutachter haben für eine Förderung votiert. Dass es dennoch zu einer Ablehnung kam, ist nicht nur inhaltlich fragwürdig, sondern zerstört die Karriereper-spektiven einer ganzen Reihe engagierter und talentierter junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Die jüngsten Entscheidungen des BMBF bereiten uns aber auch ganz grundsätzlich Sorgen. Die forschungsorientierte Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus erfordert einen langen Atem und konzertierte, theoriegeleitete Forschungsaktivitäten, die umfassend, auf mehreren Ebenen und langfristig angelegt sind. Diese Forschung verspricht zwar keinen schnellen „Impact“, aber sie ist essentiell für die Sicherung unseres gesellschaftlichen Zu-sammenhalts. International ist belegt, dass gute und zuverlässige Forschung und eine solide Bildung wichtige Voraussetzungen für effektive Präventionen und Interventionen sind. Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) fordert vom BMBF und der Bundesministerin Dr. Stark-Watzinger daher, ihre Prioritätensetzung zu überdenken und Forschungsaktivitäten im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften – insbesondere dann, wenn diese Forschung drängende gesellschaftliche Themen betrifft – nicht etwa zu kürzen, sondern weiter auszubauen.

Uns ist bewusst, dass die Zeiten herausfordernd sind und die Haushaltslage angespannt ist. Umso wichtiger wäre es gewesen, hier ein starkes, deutliches, mutiges Zeichen zu setzen und zu verhindern, dass zeitgemäße, hochaktuelle, gesellschaftlich relevante, der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung dienende sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte trotz positiver Begutachtung gestoppt werden. Diese Chance ist vertan worden.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie hält dies nicht nur für falsch, sondern für eine Gefährdung unserer demokratischen Gesellschaft.

Die DGPs fordert das BMBF auf, sich um die fehlende Bewilligung zu kümmern und die bewilligten Projekte in voller Laufzeit zu fördern. Ebenso befürworten wir eine deutliche Stärkung der Vorurteils-, Rassismus- und Rechtsextremismusforschung. Wir sind bereit und fähig, auf der Grundlage unserer internationalen Forschungsbefunde, einen zentralen Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft zu leisten. Dazu aber muss das, was das BMBF selbst betont auch zu einer langfristigen Stärkung der Forschungsfelder und einem Aufwuchs an Fördermitteln führen.