Details

Aktuelles

Zur Notenvergabe im Fach Psychologie

Bericht

ein Zwischenbericht nach Einführung der Bachelor-Studiengänge

von Axel Buchner & Jochen Musch

Laut einem Bericht des Wissenschaftsrates aus dem Jahr 2007 (http://ids.hof.uni-halle.de/documents/t1529.pdf) wurde – nicht nur, aber auch – im Diplomstudiengang Psychologie die zur Verfügung stehende Notenskala nur wenig ausgeschöpft; die durchschnittliche Abschlussnote lag bei 1.59. In der einschlägigen Berichterstattung beispielsweise der ZEIT (»Noten ohne Wert«, http://www.zeit.de/2003/09/B-Kuschelnoten) und des Spiegel (»Inflation der Kuschelnoten«, http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,482849,00.html) wurde in diesem Zusammenhang ein »Mildefehler« der Universitäten beklagt. Dem steht jedoch entgegen, dass Studienplätze in stark zulassungsbeschränkten Fächern wie der Psychologie auch von überdurchschnittlich guten Abiturienten besetzt werden. Gleichwohl förderte im Jahr 2003 die Absolventenbefragung der DGPs (DGPs-Absolventenbefragung, Seite 28) zutage, dass immerhin auch knapp 26% der Studierenden positiv verzerrte Noten kritisieren.

 

Um für die Diskussion eine aktualisierte empirische Basis bereitzustellen, wurden anlässlich der Umstellung auf die neuen Bachelor-Studiengänge 42 A-Institute angeschrieben, die bereits einen BSc-Studiengang Psychologie anbieten. Nicht alle der 17 Institute, die bisher geantwortet haben, konnten Daten für alle erfragten Kategorien bereitstellen. Die Daten stammen bis auf wenige Ausnahmen aus den Jahren 2007 bis 2009, wobei die größte Zahl der Ausnahmen diejenigen Datensätze bilden, bei denen der Erhebungszeitraum bis Ende März 2010 reicht.

 

Die berichteten Vordiplomnoten (Mittelwert: 2,0) waren schlechter als die Hauptdiplomnoten (1,53). Letztere lagen sehr nahe an dem für das Jahr 2005 durch den Wissenschaftsrat ermittelten Durchschnittswert von 1,59; die vorliegenden Daten decken sich außerdem auch mit den Ergebnissen der DGPs-Absolventenbefragung 2003, in der für die Vordiplomnoten ein Mittelwert von 2,0 und für die Hauptdiplomnoten ein Mittelwert von 1,54 gefunden wurde (DGPs-Absolventenbefragung). Beides spricht für die Validität der Stichproben¬daten.

 

Für die Bachelor-Abschlussnoten ist der Mittelwert von 2,0 für die berichteten Noten identisch mit den bisherigen Vordiplomnoten. Bemerkenswert ist dabei, dass sich bei den N = 14.151 Noten aus bisher noch nicht abgeschlossenen Studienverläufen – und damit bei der überwiegenden Mehrheit der vorliegenden Bachelor-Noten – eine nach wie vor sehr starke Besetzung der „Sehr gut“-Kategorie ergibt (34% aller Noten). Unerwarteterweise ist bei den bereits abgeschlossenen Bachelor-Studiengängen diese Kategorie mit nur 21% aller Noten geringer besetzt. Allerdings ist die Stichprobengröße (N = 628) hier möglicherweise noch zu klein und die Menge der bislang antwortenden Universitäten zu unterschiedlich, um daraus schon zuverlässige Schlussfolgerungen ziehen zu können.

 

 

 

Als vorläufiges Fazit kann jedoch festgehalten werden, dass im Vergleich zu den bisherigen Diplomnoten die Notenskala in den Bachelor-Studiengängen stärker ausgeschöpft wird. Die Bachelor-Noten folgen eher der Verteilung der (etwas strengeren) Vordiplom- als den bisherigen Diplomnoten. Allerdings wird die Notenskala nach wie vor nicht vollständig ausgenutzt. Ob sich die bisherige Tendenz auch bei der Einführung der neuen Master-Studiengänge fortsetzen wird, wird erst in einigen Jahren nach dem Abgang der ersten Master-Absolventenkohorten beurteilt werden können.