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Interview mit Dr. Susanne Meinert

Interview mit Dr. Susanne Meinert anlässlich der Verleihung des Nachwuchs-Betreuer:innenpreises 2023 verliehen auf dem 2. DPK in Berlin

F: Liebe Fr. Dr. Meinert wir gratulieren Ihnen erneut zum verliehenen Nachwuchs-Betreuerinnenpreis 2023. Was glauben Sie macht Ihre Betreuung besonders gut?

A: Vielen Dank! Ich war total gerührt von den Rückmeldungen der Doktoranden, die sie in den Freitext geschrieben haben! Ich glaube, dass meine Betreuung besonders gut ist, weil ich mir bewusst bin, dass es nicht die eine richtige Betreuung gibt. Sie muss zum eigenen Führungsstil, den Möglichkeiten im Labor und zu den Wünschen und der Lebenssituation des Doktoranden passen. Das ist auch wichtig für alle Antworten in diesem Interview – nicht alles, was ich mache, wird sich für andere passend und richtig anfühlen. Aber vielleicht kann ich ein paar Anreize geben.

F: Auf was legen Sie in der Betreuung besonders hohen Wert?

A: Ich versuche in meiner Betreuung mich an Leitwerten zu orientieren. Dabei sind mir fünf Werte besonders wichtig: Vertrauen, Individualität, Teamorientierung, Transparenz und Wertschätzung.
Ich gebe allen Doktoranden einen Vertrauensvorschuss. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie alle ihr Bestes geben und aus intrinsischer Motivation promovieren möchten. Das heißt ich erlaube viele Freiheiten – Homeoffice, Themenwahl, und sowas. Das fördert auch Eigenständigkeit. Das Wichtigste ist aber natürlich ein gegenseitiger Respekt und Wertschätzung. Ich versuche den Doktoranden zu vermitteln, wo ihre individuellen Stärken liegen. Ich finde es wichtig möglichst viel zu loben, das geht sonst schnell unter. Dazu gehört aber auch, die Grenzen der Doktoranden zu respektieren. Ich frage vorher nach, ob ein Feedback meinerseits gewünscht ist und versuche Einzelpersonen nie vor anderen zu kritisieren.

F: Wie finden Sie das gesunde Mittelmaß zwischen Anleitung und Unterstützung auf der einen Seite und Förderung selbstständigen Arbeitens und Entwicklung von Führungsqualitäten auf der anderen Seite?

A: Am Anfang leite ich viel an und ziehe mich dann von Paper zu Paper immer mehr zurück. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass ich irgendwann anfange Doktoranden mit Nachfragen dazu anzuleiten, selbstständig Entscheidungen zu treffen: Was spricht dafür, was dagegen? Welche Informationen brauchst du noch, um diese Entscheidung zu treffen? Wovor hast du Sorge und was könnte schiefgehen?

F: Wie unterstützen Sie den Schreibprozess/das Verfassen von Manuskripten?

A: Natürlich gebe ich Feedback bei Manuskripten. Manchmal leite ich auch einfach spannende Paper zur Orientierung weiter. Damit genug Zeit zum Schreiben bleibt, haben wir eine feste wöchentliche Schreibzeit und ich versuche einmal im Monat zweitägige Writing Retreats zu organisieren. Bei letzterem treffen wir uns in der Bibliothek, machen es uns mit Snacks gemütlich, und arbeiten konzentriert an einer aktuellen Schreibaufgabe.

F: Machen Sie Ihre Doktorand:innen auf verschiedene Karrierepfade innerhalb und außerhalb der Wissenschaft aufmerksam? Wie unterstützen Sie jeweils diesen Prozess?

A: Ja, das finde ich wichtig. In Quartalsgesprächen spreche ich immer über die unterschiedlichen Bausteine einer wissenschaftlichen Karriere und unterstütze beim strategischen Vorgehen. Aber – und das muss allen klar sein - nur ein geringer Anteil der Doktoranden wird realistisch gesehen in der Forschung bleiben. Daher ist es wichtig so früh wie möglich auch über Perspektiven außerhalb der Forschung zu sprechen. An unserem Institut machen wir zum Beispiel wenig Lehre. Doktoranden, die eine Forschungskarriere anstreben, versuche ich daher priorisiert mit Lehre zu versorgen. Solche, die die Forschung verlassen hingegen, besuchen eher Workshops unseres Graduate-Centers oder klinische Weiterbildungen, um thematisch über den Tellerrand zu schauen.

F: Was wären Ihre abschließenden Worte?

A: Ich freue mich riesig über den Preis und das Interview. Ich finde es wichtig gute Betreuung auf diesem Wege sichtbarer zu machen. Ich möchte auch noch einmal Danke an unseren Institutsleiter, Udo Dannlowski, sagen, der mir in der Betreuung der Doktoranden viel Freiraum lässt! Ich hoffe, ich konnte ein paar Gedankenanstöße geben. Für mich persönlich ist es etwas, was mir Riesenspaß macht. Und daher möchte ich allen Mut machen, Dinge auszuprobieren, neue Strukturen zu wagen, auch mal zu scheitern, und von seinen Doktoranden zu lernen. Danke an die DGPS JuMis für diese großartige Möglichkeit, weiter so!

Münster, 21.08.23
Interview geführt durch: Dr. Thole Hoppen