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Otto Selz – ein Pionier der Denkpsychologe

Symposium würdigte den Psychologen und Philosophen anlässlich seines 70. Todestags

Am 29. November 2013 fand im Mannheimer Schloss ein Symposium zum Gedenken an den 1943 von den Nationalsozialisten ermordeten Psychologen und Philosophen Otto Selz statt. Der 1881 geborene Gelehrte gilt heute als ein Pionier jenes Forschungsbereichs, der unter dem Namen „Kognitionswissenschaft“ verschiedenste Denkprozesse in Mensch und intelligenten Maschinen untersucht.

Selz beschäftigte sich vor allem mit Prozessen, die an der Bearbeitung kognitiver Prozesse beteiligt sind. Zugleich versucht er, diese über diese Prozesse gewonnenen Erkenntnisse zu einer umfassenden Theorie zu integrieren. Entgegen der damals vorherrschenden Annahmen, dass alle Gedanken und Begriffe auf Anschauung (Wahrnehmung, Erinnerungsbilder und dergleichen) beruhen würden, stellte er allgemeine psychologische Lehrsätze auf, nach denen Menschen beim Problemlösen formale, schematische Lösungsstrategien zielgerichtet zum Einsatz bringen.

Nach ihm ist seit 1972 das Otto-Selz-Institut für Angewandte Psychologie der Universität Mannheim benannt. Die wissenschaftliche Leistung des Namensgebers wurde während mehrerer Jahrzehnte gänzlich unterschätzt und erst in jüngerer Vergangenheit gewürdigt.

Die für das Symposium vorbereiteten Beiträge zeichneten ein Bild des Wissenschaftlers wie auch des Menschen Otto Selz. Es wurde unter anderem seine maßgebliche Rolle in der Wissenschaftstheorie Karl Poppers herausgehoben und sein Beitrag zur Theorie des schöpferischen Menschen anhand der Arbeiten seine Schülers Julius Bahles nachgezeichnet.

Beim Symposium wurde das neu eingerichtete digitale Archiv an der Universitätsbibliothek Mannheim vorgestellt. Durch die Bereitstellung zentraler Schriften und interessanter Briefwechsel wird der Nachlass von Otto Selz für die weiterführende Forschung verbessert.

Ein weiterer Schwerpunkt des Symposiums lag auf den Beziehungen Selzens zur Stadt Mannheim, an deren Handelshochschule (heute: Universität) er ab 1923 eine ordentliche Professur für Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Handelshochschule Mannheim innehatte. 1929/30 stand er ihr als Rektor vor. 1933 wurde er als jüdischer Mitbürger aus der Professorenschaft sowie aus dem öffentlichen Leben Mannheims verstoßen.

Kontakt: Prof. Dr. Georg W. Alpers, Universität Mannheim

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