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Gerd Jüttemann (1933-2023)

Nachruf für Prof. Dr. Gerd Jüttemann (1933-2023)

Gerd Jüttemann, geboren und aufgewachsen in Oberhausen, studierte in Köln, Bonn, Innsbruck und Kiel. Er war viele Jahre in der Praxis (vor allem bei Landesarbeitsämtern in der Diagnostik) tätig, bevor er 1974 als Hochschullehrer für Persönlichkeitspsychologie und Klinische Psychologie an die TU Berlin berufen wurde. Dort war er bis 2001 tätig. Schwerpunkte seiner zahlreichen Veröffentlichungen sind Arbeiten über die von Hans Thomae begründete Psychologische Biographik. Zusammen mit ihm gab er 1987, 1998 und 2001 drei Sammelbänder heraus. Im Rahmen eines großen Forschungsprojekts zum Thema „Zivilisationsgeschichte und Historische Psychologie“ (1982-1985) entstanden zwei weitere wichtige Arbeitsschwerpunkte, zusammen mit Klaus-Jürgen Bruder und Helmut Lück. Er gab er über zehn Jahre lang die Zeitschrift „Psychologie und Geschichte“ heraus. Als Herausgeber gestaltete er bis zuletzt mehrere Sammelbände und es entstand die von ihm betreute Reihe „Psychologie und Philosophie im Dialog". Zu den wichtigsten Arbeitsergebnissen stehen die Entstehung neuer Themen wie das Drei-Stufen-Modell der Psychogenese, die Autogenese-Theorie und die Komparative Kasuistik als Methode der qualitativen Methoden. Er gehörte zu den Mitbegründern eines Fördervereins zum Erhalt des vom Verfall bedrohten Wilhelm-Wundt-Hauses im sächsischne Großbothen (2016) und wünschte sich für den Ort die Gründung einer Forschungseinrichtung für Psychological Humanities. Zuletzt engagierte er sich für die Etablierung einer eigenen Disziplin der Geschichtspsychologie. Er starb am 28. Juli in Berlin.