Persönlichkeitsdynamik

Hintergrund und Themenfelder
                        

Das Forschungsfeld Persönlichkeitsdynamik beschäftigt sich mit dynamischen Prozessen, Mechanismen, und Funktionen, die der inter- und intraindividuellen Variation in Verhaltens- und Erlebensweisen zugrunde liegen (Carver et al., 2017; Kuper et al., 2021). Hierbei stellen Prozesse der Motiv-, Selbst- und Beziehungsregulation und deren entwicklungspsychologische Verankerung ein ätiologisch wie auch therapeutisch relevantes Forschungsfeld innerhalb der klinischen Psychologie und Psychotherapie dar.

Persönlichkeitsdynamische Forschung innerhalb der klinischen Psychologie interessiert sich dafür, wie maladaptive Zustände und Eigenschaften durch das Zusammenspiel von dynamischen Prozessen (z.B. Affekte, Motive) und Fähigkeitsbeeinträchtigungen entstehen und aufrechterhalten werden. Ein Beispiel für die Relevanz des Feldes sind die Entwicklungen in den Klassifikationssystemen DSM und ICD. Während diese lange überwiegend deskriptiv orientiert waren, definieren das DSM-5 und ICD-11 Einschränkungen in basalen Fähigkeiten als Kernkriterium von Persönlichkeitspathologie (Bach & Simonsen, 2021; Jauk & Ehrenthal, 2021). Darüber hinaus nehmen spezifische Persönlichkeitsstile und die zugrunde liegenden funktionalen und dynamischen Mechanismen eine wichtige Stellung in dimensionalen Zugängen zu Psychopathologie ein (Hopwood, 2018; Ringwald et al., 2021).

Das Forschungsfeld Persönlichkeitsdynamik erfordert eine interdisziplinäre, integrative wissenschaftliche Betrachtungsweise und schließt die grundlagenorientierte Entwicklungspsychopathologie- und allgemeine Psychopathologieforschung wie auch Therapie- und Versorgungsforschung mit ein. Vor dem Hintergrund der ätiologischen und therapeutischen Relevanz persönlichkeitsdynamischer Prozesse soll die Interessengruppe Forschenden eine Plattform bieten, um sich über bestehende Forschungsbefunde und –methoden auszutauschen und neue Forschungsimpulse zu setzen. Sie richtet sich an Psychologinnen und Psychologen, die sich im Rahmen ihrer wissenschaftlichen und/oder praktisch-therapeutischen Arbeit für das Themenfeld interessieren.

Interessengruppe

Ein zentrales Anliegen der Interessengruppe ist es, Forschungsinteressen der Fachgruppe zu bündeln und damit den Austausch zu stimulieren.

Die Ziele der Interessengruppe sind:

  • Durchführung bzw. Begleitung von klinisch-psychologischer Psychopathologie- und Psychotherapieforschung aus persönlichkeitsdynamischer Perspektive
  • Sichtbarkeit gegenüber der Fachgruppe, anderen Fachverbänden und der Öffentlichkeit
  • Bereitstellung einer Plattform für wissenschaftlichen Austausch
  • Die Organisation von Symposien und Treffen auf fachrelevanten Kongressen und Tagungen
Mitgliedschaft, Treffen und Kontakt

Eine Mitgliedschaft in der Interessengruppe ist kostenfrei und setzt im Regelfall die Mitgliedschaft in der Fachgruppe „Klinische Psychologie und Psychotherapie“ der DGPs voraus. Sie kann formlos bei der Sprecherin der Interessengruppe beantragt werden.

Die Interessengruppe trifft sich monatlich zu einem Jour Fixe, der in der Regel am letzten Donnerstag des Monats online stattfindet, sowie jährlich im Rahmen des Deutschen Psychotherapiekongresses. Aktuelle Termine werden unter Mitgliedern bekanntgemacht und können bei der Sprecherin erfragt werden.

Sprecher:innen und Kontakt:
Sprecherin: Carina Remmers ()
Co-Sprecher:innen: Carola Cropp (), Johannes Ehrenthal (), Emanuel Jauk
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Beispielhafte Literatur

Bach, B., & Simonsen, S. (2021). How does level of personality functioning inform clinical management and treatment? Implications for ICD-11 classification of personality disorder severity. Current Opinion in Psychiatry, 34(1), 54-63.

Carver, C. S., Johnson, S. L., & Timpano, K. R. (2017). Toward a functional view of the p factor in psychopathology. Clinical Psychological Science, 5(5), 880-889.

Hopwood, C. J. (2018). Interpersonal dynamics in personality and personality disorders. European Journal of Personality, 32, 499–524. https://doi.org/10.1002/per.2155

Jauk, E., & Ehrenthal, J. C. (2021). Self-reported levels of personality functioning from the Operationalized Psychodynamic Diagnosis (OPD) system and emotional intelligence likely assess the same latent construct. Journal of Personality Assessment103(3), 365-379.

Kuper, N., Modersitzki, N., Phan, L. V., & Rauthmann, J. F. (2021). The dynamics, processes, mechanisms, and functioning of personality: An overview of the field. British Journal of Psychology112(1), 1-51.

Luyten, P., & Fonagy, P. (2022). Integrating and differentiating personality and psychopathology: A psychodynamic perspective. Journal of Personality, 90(1), 75-88.

Ringwald, W. R., Woods, W. C., Edershile, E. A., Sharpe, B. M., & Wright, A. G. (2021). Psychopathology and personality functioning. In The Handbook of Personality Dynamics and Processes (pp. 273-293). Academic Press.