1. Optimierung der forschungsbezogenen Maßnahmen:
Die sozialpsychologische Forschung zeigt, dass Rassismus und Rechtsextremismus nur verstanden werden können, wenn man berücksichtigt, dass diese nicht nur im Kopf des Einzelnen stattfinden. So kann beispielsweise individueller Rassismus nur im Zusammenhang mit strukturellem Rassismus verstanden und bekämpft werden. Maßnahmen müssen demnach auch bei strukturellen Ungleichbehandlungen ansetzen, etwa beim Zugang zum Arbeits- oder Wohnungsmarkt.
„Die im Katalog vorgeschlagenen forschungsbezogenen Maßnahmen sind wichtig, um die Verbreitung rechtsextremistischer und anderer rassistischer Ressentiments in der Bevölkerung möglichst genau abzubilden“, fasst Mario Gollwitzer zusammen. „Aber die Forschung muss darüber hinausgehen: Natürlich müssen wir herausfinden, wie Rassismus ‚im Kopf‘ des Einzelnen aussieht, aber wir müssen eben auch untersuchen, wie aus rassistischen Einstellungen menschenfeindliches Verhalten wird und welche gesellschaftlichen Strukturen solche Prozesse befördern oder eben eindämmen können. Sonst werden wir keine wirksamen Gegenmaßnahmen finden können!“ Die Sozialpsychologie stellt genau hierfür die erforderlichen Theorien, Methoden und Konzepte zur Verfügung.
2. Optimierung der wissenschaftlichen Begleitforschung:
Die vorgeschlagenen Initiativen zur Prävention und Reduktion rechtsextremistischer und anderer rassistischer Ressentiments in der Bevölkerung sind wichtig und notwendig. Aus Sicht der Sozialpsychologie muss die wissenschaftliche Begleitung dieser Maßnahmen allerdings verbessert werden, damit sie nicht ins Leere laufen. „Wichtig ist, dass diese wissenschaftliche Begleitforschung systematisch, empirisch, langfristig und vor allem transparent und unabhängig erfolgt“, sagt Mario Gollwitzer. Dazu gehört zum Beispiel, die Akzeptanz der vorgeschlagenen Maßnahmen zu analysieren, die Umsetzung der Maßnahmen zu kontrollieren und ihre Wirksamkeit und Effizienz so präzise wie möglich zu bewerten. „Fehlt hier eine sorgfältige Planung, werden die Maßnahmen nicht nur mit größerer Wahrscheinlichkeit unwirksam bleiben, sie können unter Umständen sogar Schaden anrichten oder Bumerang-Effekte produzieren.“
Kontakt bei Rückfragen:
Prof. Dr. Mario Gollwitzer
Ludwig-Maximilians-Universität München
Department Psychologie
Lehrstuhl für Sozialpsychologie
Leopoldstraße 13
80802 München
www.psy.lmu.de/soz
Die ausführliche Stellungnahme kann hier abgerufen werden: